Umstellung auf hochsensitives Troponin I

Beim Herzinfarkt werden CK bzw. CK-MB und Troponine in etwa zeitgleich freigesetzt (Anstieg nach 4 - 6 Stunden, Maximum nach 12 - 18 Stunden). Troponin ist jedoch deutlich länger als CK-MB im Serum erhöht (Halbwertszeit 15 - 17 Stunden), da der Abbau des kontraktilen Apparates über einen längeren Zeitraum erfolgt. Die Troponin-Bestimmung kann somit auch für die Diagnose eines bis zu 14 Tage zu-
rückliegenden kardialen Ereignisses eingesetzt werden. Die Troponinbestimmung und insbesondere die Dynamik des Konzentrationsverlaufs liefert eine sehr gute Aussage, ob ein Herzmuskelschaden vorliegt oder nicht. Aufgrund des verzögerten Anstiegs ist Troponin jedoch kein unmittelbarer Ausschlussparameter, sondern erfordert bei initial negativem Ergebnis und weiterhin unklarer Klinik und nicht eindeutigem EKG eine Verlaufsbeobachtung. Bisher hat es sich bewährt, bei Patienten mit unklaren thorakalen Schmerzen initial sowie nach sechs und zwölf Stunden eine Troponin- Bestimmung durchzuführen, um eine kardiale Ursache zu sichern oder auszuschließen. Diese Zeit der Unsicherheit ist jedoch im manchen Fällen zu lang.
Mit der Einführung des neuen hoch sensitiven Troponin I-Tests (hscTnI) kann jetzt bis in den Bereich physiologischer Plasmakonzentrationen quantifiziert werden (Nachweisgrenze 1,1 pg/mL bei einem VK von 4% an der oberen 99. Perzentile des Referenzbereichs). Damit wird der Test bei tatsächlichem Vorliegen eines Herzinfarktes deutlich früher positiv. Die Zeit bis zur Diagnose und zur Einleitung einer effektiven Therapie verkürzt sich dann auf zwei bis vier Stunden. Ab dem 07.07.2015 werden wir das kardiale Troponin I mit dem neuen hochsensitiven Test messen. Damit sind folgende Änderungen verbunden:

1. Neue Einheit – pg/ml: Die Einheit wird von ng/ml auf pg/ml umgestellt (z.B. 100 pg/ml anstatt 0,1 ng/ml).

2. Neue Referenzbereiche: Die vorläufigen Referenzbereiche basieren auf den 99%-Percentilen von etwa 1500 "Normalpersonen" und können aufgrund der hohen Testsensitivität und der unterschiedlichen Herzmuskelmasse geschlechtsspezifisch angegeben werden.

3. Neue Interpretation: Die hohe Sensitivität erfordert eine differenziertere Interpretation: Ab einer cTnI-Konzentration oberhalb des alten cut-offs von 100 pg/ml (0,1 ng/ml) kann mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Infarkt ausgegangen werden. Negative Befunde oder Werte zwischen neuem und altem cut-off (34 -100 bzw. 15 -100 pg/ml) müssen bei klinischem Verdacht nach 3 Stunden kontrolliert werden. Natürlich sollten alle klinischen Aspekte wie Ischämiesymptomatik (Schmerz, Übelkeit) neu aufgetretene EKG-Veränderungen (z.B. ST-Hebung, pathologische Q- Zacke, R-Reduktion, ST-Senkungen, gleichschenkelige T-Negativierung, akut aufgetretener Linksschenkelblock) in die differentialdiagnostischen Überlegungen einfließen. Im Zweifel zur Referenzwertbestimmung initial Blut abnehmen, jedoch nicht auf das Laborergebnis warten, sondern eine zügige Klinikeinweisung veranlassen!
Aufgrund der hohen Kardiospezifität sind geringgradige Erhöhungen des hscTnI auch bei fehlender Symptomatik nicht als "unspezifisch" anzusehen, sondern stets Ausdruck einer myokardialen Schädigung. Dabei muss nicht immer eine akute Ischämie vorliegen. Insbesondere bei multimorbiden Patienten können infektiöse, mechanische oder metabolisch-toxische Einflüsse (z.B. bei Myokarditis, Hypertension, Arrhythmien, pulmonale Hypertension, Lungenembolie, Schlaganfall, Niereninsuffizienz) ursächlich sein. In jedem Fall handelt es sich um kontrollbedürftige Befunde, die ein erhöhtes kardiales Risiko in nächster Zeit anzeigen.