Qulitätssicherung in der Zusammenarbeit mit Ihrem regionalen medizinischen Laboratorium
1. Blutabnahme
Körperlage: Blutentnahme stets in der gleichen Position, in der Regel sitzend. Ausnahme: Renin und Aldosteron, hier erfolgt die Blutabnahme am liegenden oder stehenden Patienten.
Nahrungsaufnahme: Starker Einfluß auf Konzentration von Glukose, Cholesterin, Triglyzeride, Eisen, anorg. Phosphat, Kalzium, Harnsäure, Bilirubin, GPT und Aminosäuren. Vor Fettstoffwechseluntersuchungen Einhaltung einer 12-stündigen Nahrungskarenz zwingend erforderlich.
Körperbelastung: Nach schwerer körperlicher Arbeit, Muskeltraumata und -krämpfe (z.B. Epelepsie) kann es zu einem Anstieg von CK, LDH, GOT, des Kreatinins und der Leukozyten kommen.
Psychische Belastung: z.B. Angst vor der Blutentnahme führt zu einer gesteigerten Sekretion von (z. B. Katecholaminen, Cortisol, Prolaktin, Aldosteron, Renin, STH, ADH, TSH). In diesen Fällen zunächst eine Verweilkanüle legen (z.B. Butterfly, mit physiologischer Kochsalzlösung offen halten) und die Blutentnahme nach einer Ruhephase durchführen.
Entnahmezeit: Eisen und viele Hormone wie Adrenalin, Aldosteron, ACTH, Cortisol, Noradrenalin, Prolaktin, Somatotropin, Testosteron und Parathormon weisen eine ausgeprägte circadiane Rhytmik auf. Morgens werden die höchsten Spiegel von Cortisol, ACTH, Adrenalin und Noradrenalin gemessen, nachmittags die höchsten Eisenkonzentrationen und nachts die höchsten Spiegel von Renin, Aldosteron, STH, und PTH. Blutentnahme deshalb stets zum gleichen Zeitpunkt, idealerweise morgens bis ca. 9.00 Uhr nach 12-stündiger Nahrungskarenz.
Hämolyse: Mögliche Ursachen sind zu langes Stauen, zu starkes Aspiriren oder Aspiration von paravasalem Blut nach Durchstechen der Vene. Erhöhte Kaliumwerte und erhöhte Aktivitäten von LGH, GOT, und SP sind die Folge.
2. Untersuchungsmaterial
Serum: Vor Zentrifugation von Gel-Monovetten bzw. Gel-Vacutainern Blutprobe vollständig (ca. 30 Minuten) gerinnen lassen. Die Trennung des Blutkuchens (Blutzellen) von Serum durch eine Gel-Schicht verhindert, daß Zellinhaltsstoffe in das Serum gelangen. Rechtzeitige Zentrifugation des Vollblutes daher von essentieller Bedeutung für die Glukose-, saure Phosphate und Kalium-Bestimmung. Die in vitro weiterlaufende erythrozytäre Glykolyse führt zu einer Reduktion der Glukosekonzentration um etwa 5% pro Std. bei Raumtemperatur. Stehen keine Gel-Monovetten zur Verfügung, nach dem Gerinnen des Blutes zentrifugieren und Serum anschließend in ein Polystylröhrchen überführen.
Für Blutgruppen, Rh, Antikörpersuchtests, Kälteagglutinine und Kryoglobuline bitte keine Gel-Monovetten sondern Vollblut (weiße Monovette) verwenden. Für die Kryoglobulinbestimmung Blut bei 37°C gerinnen lassen und Serum warm abzentrifugieren (alternativ Blutabnahme hier im Labor).
EDTA-Vollblut: Für hämatologische Untersuchungen, HbA1c, Troponin T, Blei, Cadium, Quecksilber, Cyclosporin und Tacrolimus, Röhrchen vollständig füllen und mehrmals umschwenken, damit eine gute Durchmischung mit dem an der Wand haftenden Antikoagulans erfolgt. Nicht zentrifugieren. Bei unzureichender Durchmischung können nicht sichtbare Mikrogerinnsel auftreten, die unplausible Ergebnisse bei der Zellzählung (Blutbild) verursachen bzw. zur Verstopfung der Geräte führen können!
Natriumfluorid-Blut: NaF-Röhrchen vollständig füllen und mehrmals umschwenken, damit eine gute Durchmischung mit dem an der Wand haftenden Antikoagulans erfolgt (NaF hemmt den Glucoseabbau). Besonders geeignet für die Glucose-, Galaktose- und Laktat- Bestimmung.
Citrat-Plasma: Für Gerinnungsanalysen Citrat-Vacutainer/-Monovette vollständig füllen und mehrmals umschwenken, damit eine gute Durchmischung mit dem Antikoagulans erfolgt. Anschließend sofort zentrifugieren (10 Min. bei 1500 x g). Hämölytische angeronnene Proben ergeben bei der Gerinnungsanalysen kein verwertbaren Ergebnisse! Stabilität der Probe bei Zimmertemperatur 4 Stunden (s.u.). Für komplette funktionelle Thrombophilie-Diagnostik 6 ml Citratplasma erforderlich! Sofern Stufendiagnostik geplant, 3 getrennte Fraktionen (3x2 ml) des Plasmas einfrieren und auf den Transport geben.
24-Std. Sammelurin: Beginn der Sammelperiode morgens um 7.00 oder 8.00 Uhr. Der erste Morgenurin wird verworfen. Alle folgenden Urinportionen bis zum nächsten Morgen, einschließlich des Morgenurins sammeln. Urin während der Sammelzeit kühl und dunkel lagern. Gesamtmenge gut durchmischen, benötigte Teilmenge in Urinbecher / Probenröhrchen abfüllen. Sammelmenge unbedingt angeben. Notwendige Zusätze (wie z.B. 10 ml Essigsäure bei der Bestimmung der Katecholamine) sind bei den jeweiligen Untersuchungen angegeben.
3. Probebeschriftung und Auftragserteilung
Probengefäße (nicht Schutzhüllen!) mit Namen, Vornamen, Geburtsdatum beschriften. Bei Funktionstesten und Tagesprofilen jedes Röhrchen mit dem Entnahmezeitpunkt eindeutig kennzeichnen. Auftragsformulare komplett mit Patientendaten ausfüllen, Name, Vorname, Geburtsdatum, Anschrift, Krankenversicherung, Diagnose, gewünschte Untersuchungen (möglichst detailliert, Abkürzungen vermeiden), frühere Untersuchungen in unserem Labor (Befundnummer). Bei Patienten des ges. Krankenkassen ausschließlich den roten Ü-Schein für Laboratoriumsuntersuchungen als Auftragsleistung verwenden. ggf. Budget- Ausnahmekennziffer nicht vergessen.
4. Probentransport
Aufgrund des regionalen Schwerpunktes des Med.-Diagn. Labors Kempten in Verbindung mit einer optimierten Routenführung des hauseigenen Fahrdienstes ist es gewährleistet, dass die Untersuchungsproben aus dem ganzen Kemptener Umland und dem Allgäu meist innerhalb von 2-4 Stunden nach der Blutabnahme im Lab0r eintreffen und für die Analysen vorbereitet werden können.
5. Probenstabilität, Haltbarkeit
Enzyme: Bei 4°C bis 5 Tage haltbar. Ausnahmen LDH und saure Phosphatase, die in ihrer Aktivität abfallen.
Substrate/Elektrolyte: Bei 4°C bis 3 Tage haltbar. Glukose und Kalium: ausreichende Stabilität nur bei Abtrennung des Serums von den Blutzellen gegeben (s.o.).
Fette/Lipoproteine: Reproduzierbare Ergebnisse isb. von HDL, LDL, Lipidelektrophorese nur aus frisch entnommenem Serum nach mindestens 12 h Nahrungskarenz. Entmischung (Aufrahmung) der Fette bei Lagerung kann zu einer inhomogenen Verteilung der untersuchenden Substanzen in der Probe führen. HDL und LDL daher stets zusammen mit Cholesterin und Triglyceride aus frischer Probe und am gleichen Untersuchungstag bestimmen!
Plasmaproteine, Immunglobuline, erregerspezifische Antikörper: Bei 4°C bis 7 Tage haltbar.
Steriodhormone, Tumormarker: Bei 4°C bis 5 Tage haltbar.
Proteohormone: z.B. ACTH, Insulin, Calcitonin, STH, Somatomedin C, Renin, C-Peptin, Glucagon, Osteocalcin etc. nur kurze Zeit stabil, so dass nach der Blutentnahme das Serum bzw. Plasma sofort eingefroren werden muss. Für VIP zudem Trasylolzusatz erforderlich! (Spezialröhrchen anfordern).
Gerinnungsanalytik: Für Globaltest Citrat-Plasma nicht älter als 8 Stunden, für Gerinnungs-faktoren Citrat-Plasma nicht älter als 4 Stunden. Können diese Zeitvorgaben nicht eingehalten werden stets gefrorenes Citrat-Plasma verwenden (s.o.).
Kleines Blutbild: Bei Raumtemperatur 1 Tag haltbar.
Differentialblutbild: Bei Raumtemperatur bis 8 Stunden haltbar. Bei Postversand immer gleichzeitig zwei dünne Blutausstriche mit einsenden.
T4/T8-Leukozyten-Subpopulation: Bitte nur frisches EDTA-Blut einsenden. Das EDTA-Blut sollte am gleichen Tag im Labor eintreffen (Lagerung bei Zimmertemperatur, Einsendung möglichst Montags-Donnerstags.
Harnsediment: Zellmikroskopie spätestens nach 4 Stunden.
6. Störfaktoren
Hämolyse: Erhöhung von Kalium und LDH schon bei leichter Hämolyse.
Hyperbilirubinämie: Störung photometrischer Messungen bei Bilirubinkonzentration > 5 mg/dl.
Lipämie: Verfälschung der Messergebnisse bei ausgeprägter Lipämie.
Entmischung von Fetten: Inhomogenität der zu untersuchenden Substanzen in der Probe.
Nachgerinnung: Gefahr der Verstopfung von Analyzer-dispensern und -kapillaren sowie fehlerhafter Konzentrations- bzw. Aktivitätsmessungen. Blut daher nach Abnahme stets 30 min. bis zur Zentrifugation stehen lassen.
Kälteagglutinińe und Kryoglobuline: Erythrozytenagglutination und damit Fehlbestimmungen und unplausible Ergebnisse bei der automatisierten hämatologischen Analytik.
Antikoagulanzien-induziert Pseudothrombozytopenie: Häufig bei Verwendung von EDTA-Blut, auch in Citratblut möglich, Abgrenzung gegenüber pathologischen Thrombozytopenieformen (z.B. HIT I und II, M. Werlhoff etc.) Kontrolle durch Verwendung eines anderen Antikoagulanz, mikroskopische Zählung im Nativ-Blutausstrich.
Arzneimittelinterferenzen: z.B. Ascorbinsäure - artifizielle Erhöhung von Kreatinin, Harnsäure und Glucose, Cephalosporine - Erhöhung von Kreatinin.