Lymphadenitis colli

Lymphknotenschwellungen sind ein häufiges Symptom vieler Erkrankungen. Gerade im Kopf-/Hals-Bereich haben sie meist eine infektiöse Ursache. Starke Hinweise auf eine Infektion sind Fieber und/oder Druckdolenz, diese sind aber nicht regelhaft. Zur Differenzialdiagnostik der Infektion und somit auch zur Abgrenzung zu Tumoren und Autoimmunkrankheiten als Ursache der Lymphknotenvergrößerung werden deshalb direkte und indirekte Labormethoden zur Erregeridentifizierung verwendet.

Historisch hatten (vor allem in der Virusdiagnostik) die indirekten Methoden zum Antikörpernachweis im Blut die größte Bedeutung, in vielen Fällen sind diese aber nun durch moderne  molekularbiologische Direktnachweise wie die PCR ersetzt worden. Auch wenn es nun oft verschiedenste Methoden zum Nachweis desselben Erregers gibt, sind diese nicht unbedingt gleichwertig.

Im Folgenden listen wir die für den jeweiligen Erreger im Normalfall zielführenden Methode auf, ggf. können dann im Rahmen einer Stufendiagnostik bei weiterführenden Fragestellungen noch andere Methoden verwendet werden.

Bei den meisten Infektionen ist die Lymphadenopathie nicht das einzige Symptom, anhand der anderen Manifestationen kann man dann die Erregersuche gezielter eingrenzen (siehe weiter unten). Es gibt jedoch Infektionen, bei denen die anderen Manifestationen z.B. Tonsillitis bei Epstein-Barr-Virus (EBV)- oder Adenovirusinfektion, Hepatosplenomegalie bei EBV oder Cytomegalie (CMV), Exanthem bei Röteln oder Parvovirus B19 (Ringelröteln) komplett fehlen können, so dass wir folgende Profile bei der Erregersuche bei isolierter Lymphadenitis colli vorschlagen:

Profil bei akuter/subakuter isolierter Lymphadenitis (Dauer < 6 Wochen):

  • EBV Antikörper
  • CMV Antikörper
  • Röteln Antikörper
  • Parvovirus Antikörper
  • HIV Antikörper
  • TPHA (Lues Antikörper)
  • Adenovirus PCR aus Nasen-/ Rachen-Abstrich (bei Konjunktivitis auch Augenabstrich)

Profil bei chronischer isolierter Lymphadenitis (Dauer > 6 Wochen):

  • EBV Antikörper
  • CMV Antikörper
  • Toxoplasma Antikörper
  • Bartonella henselae Antikörper
  • HIV Antikörper
  • TPHA (Lues Antikörper)
  • Adenovirus PCR aus Nasen-/ Rachen-Abstrich (bei Konjunktivitis auch Augenabstrich)
  • Mykobakterien Kultur und PCR aus Sputum/Bronchialsekret, ggf. aus Lymphknotenbiopsat
  • Bakterien-Blutkultur (zum Nachweis von Brucellose und Tularämie), ggf. auch Kultur aus Lymphknotenbiopsat
  • Ggf. Kultur auf Aktinomyzeten und Nocardien aus Lymphknotenbiopsat

Wenn eine sexuelle, vertikale oder hämatogene Übertragung sicher ausgeschlossen werden kann, sind HIV und Lues-Antikörper verzichtbar, wenn Kontakte mit Tieren bzw. Tierprodukten ausgeschlossen sind, kann auf die Diagnostik von Toxoplasma, Bartonella, Brucella und Francisella tularensis verzichtet werden.

Wenn charakteristische zusätzliche Symptome vorliegen, empfehlen wir statt der o.g. Profile andere, spezifischere entsprechend der jeweiligen Manifestation:

Profil bei Bläschenbildung im Gesicht oder Mundschleimhautläsionen:

  • Herpes simplex-PCR aus dem Abstrich
  • Varicella-Zoster-Virus (VZV) Antikörper

Profil bei sonstigen Exanthemen:

  • Röteln Antikörper
  • Parvovirus Antikörper
  • Masern Antikörper
  • Dermatophytenkultur aus Hautschuppen (bei lokaler Rötung)

Profil bei Zeckenstich:

  • Borrelien Antikörper
  • Frühsommermeningoenzephalitis (FSME)-Antikörper

Profil bei Parotitis:

  • Mumps Antikörper

Profil bei Konjunktivitis:

  • Adenovirus PCR aus Augenabstrich
  • Chlamydia trachomatis PCR aus Augenabstrich
  • Kultureller Augenabstrich auf bakterielle Erreger und Resistenz

Profil bei Pharyngitis/Tonsillitis:

  • Kultureller Rachenabstrich auf bakterielle Erreger (umfasst hämolysierende Streptokokken, Staphylococcus aureus und gramnegative Stäbchen) und Resistenz, bei V.a. Angina Plaut-Vinzenz bitte auch gezielt Kultur auf Anaerobier anfordern
  • Adenovirus PCR aus Nasen-/ Rachen-Abstrich
  • EBV Antikörper

Profil bei Atemwegserkrankungen (Husten/Schnupfen/Fieber):

  • Influenza/ SARS-CoV2/ RSV-Kombi-PCR aus Nasen-/Rachen-Abstrich
  • Adenovirus PCR aus Nasen-/ Rachen-Abstrich
  • Mycoplasma pneumoniae / Chlamydophila pneumoniae / Legionella pneumophila-Kombi-PCR aus Nasen-/ Rachen-Abstrich

Es gibt viele weitere Atemwegserreger, die auch eine Lymphadenopathie verursachen können. Aus Kostengründen haben wir uns in dem o.g. Profil aber auf die Erreger beschränkt, die eine hohe pathogene, therapeutische und/oder epidemiologische Relevanz besitzen und durch gut charakterisierte Methoden zu diagnostizieren sind.
Weitere Erreger wie Enteroviren, Parainfluenzaviren, HH6, HH7, Rhinoviren, Bocavirus, Metapneumovirus, Nicht-SARS-Coronaviren sollten ggf. nur gezielt in einer zweiten Stufe untersucht werden.

Ebenso sollten hierzulande selten vorkommende Erreger wie außereuropäische Systemmykosen (Histoplasmen, Blastomyzeten, Kokzidoiden oder Parasitosen (Plasmodien, Leishmanien, Trypanosomen, Mikrofilarien, Toxocara) nur gezielt anhand der Reiseanamnese untersucht werden.

Ausser den spezifischen Erregernachweisen können auch noch hämatologische und klinisch-chemische Laboruntersuchungen sinnvoll sein, wie:

  • Grosses Blutbild,
  • CRP,
  • Gesamteiweiss und Eiweisselektrophorese,
  • GOT, GPT,
  • LDH,
  • IgG, IgA, IgM, IgG-Subklassen

Und wie bereits oben angesprochen, muss bei Ausschluss der wichtigsten infektiösen Ursachen ggf. auch an eine Tumor- oder Autoimmundiagnostik gedacht werden.