Mutationsanalyse bei Hämochromatose

Bei der hereditären Hämochromatose handelt es sich um eine autosomal rezessiv vererbte Störung des Eisenstoffwechsels. Die Erkrankung hat in Europa eine Prävalenz von ungefähr 0,3-0,5% und ist damit eine der häufigsten Erbkrankheiten. Durch eine vermehrte Eisenresoption kommt es zu Eisenablagerungen, die zu Leberzirrhose, Diabetes mellitus, Hypogonadismus und Herzversagen führen können. 1996 wurde ein
Zusammenhang zwischen Mutationen im Hfe-Gen und der hereditären Hämochromatose entdeckt. Das Hfe Gen kodiert für ein Protein, das mit dem Transferrin-Rezeptor interagiert und an der Regulation der Eisenabsorption beteiligt ist.

Bei Patienten mit hereditärer Hämochromatose fanden sich gehäuft zwei
Punktmutationen:


1. An Position 845 im Hfe-Gen führt ein Austausch von G (Guanin) nach A (Adenin) zu einem Wechsel von Cystein (C) nach Tyrosin (Y) an der Aminosäureposition 282 im Protein (=Mutation C282Y).


2. Durch eine Mutation an Gen-Position 187 kommt es zu einem Austausch von C (Cytosin) nach G und dadurch an Position 63 im Protein zu einem Wechsel von Histidin (H) nach Asparaginsäure (D) (=Mutation H63D).


Über 90% der Hämochromatose-Patienten tragen homozygot das Allel C282Y. In etwa 4% der hereditären Hämochromatose-Fälle sind beide Mutationen C282Y und H63D in heterozygoter Form nachweisbar (sog. Compound-Heterozygotie). Die homozygot vorhandene Mutation H63D prädisponiert jedoch nicht für die hereditäre Hämochromatose. Aufgrund ihrer benachbarten Lokalisation im Hfe-Gen wurden noch nie beide Mutationen auf einem Chromosom gleichzeitig nachgewiesen. Somit sind C282Y-homozygote
Patienten stets negativ für die H63D Mutation und umgekehrt. Insbesondere bei möglicher familiärer Disposition erscheint der Nachweis der spezifischen Mutationen im Hfe-Gen wichtig, da die frühe und
sichere Erkennung von Mutationsträgern eine rechtzeitige Therapie ermöglicht und so Komplikationen und
Einschränkungen der Lebenserwartung vermieden werden können.