Cystatin C - Ein sensetiver und spezifischer Marker zur Beurteilung der Nierenfunktion

Serum-Kreatinin wird üblicherweise als Marker für die Nierenfunktion herangezogen, da die Kreatinin-Konzentration invers korreliert mit der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Voraussetzung hierfür ist allerdings ein konstanter Kreatinin- Metabolismus; Kreatininbildung und renale Ausscheidung müssen gleich sein. Die Kreatininbildung ist jedoch zum einen proportional zur Muskelmasse und andererseits über die Fleischaufnahme nahrungsabhängig; deutliche inter- und intraindividuelle Schwankungen sind die Folge. Kreatinin wird auch erst dann zu einem Indikator einer GFR- Verminderung, wenn diese bereits etwa um 50% vermindert ist („Kreatinin-blinder-Bereich"). Ferner zeigt die weitverbreitete colorimetrische Bestimmungsmethode nach Jaffe nur eine geringe Spezifität; chromogene Substanzen und Medikamente können stören. Durch die Bestimmung der Kreatinin-Clearance kann die Differenzierung zwischen einer normalen und einer leicht pathologischen GFR verbessert werden, diese ist aber mit weiteren Nachteilen verknüpft (24-Std.-Urinsammlung oft unzuverlässig, Kreatininbestimmung im Urin störanfällig; Bestim-
mung von Kreatinin im Serum und Urin erforderlich). Häufig führt die Kreatinin-Clearance-Bestimmung zu einer Überbestimmung der GFR von 25-30 ml/min.
In letzter Zeit konnte gezeigt werden, daß die Bestimmung von Cystatin C im Serum besser mit der GFR korreliert als Kreatinin. Cystatin C ist ein niedermolekulares Protein (120 Aminosäuren; MG 13000), welches in konstanter Produktionsrate von allen Körperzellen gebildet wird. Cystatin C wird fast ausschließlich durch glomeruläre Filtration aus dem Kreislauf eliminiert, anschließend tubulär rückresorbiert und abgebaut. Deshalb wird die Cystatin C-Konzentration im Serum durch die GFR festgelegt und ist für diese ein guter Indikator.

Vorteile der Bestimmung von Cystatin C gegenüber Kreatinin:

  •  Die Cystatin C-Konzentration im Serum ändert sich nicht durch Entzündung oder durch unterschiedliche Muskel- masse und ist nicht geschlechts- oder altersabhängig (nach dem 1. Lebensjahr).
  • Bei der Bestimmung von Cystatin C im Serum werden spezifische immunchemische Methoden verwendet, welche sich durch eine geringe Störanfälligkeit auszeichnen (z.B. keine Beeinträchtigung durch Ikterus oder Hämolyse).
  •  Cystatin C zeigt gegenüber Kreatinin eine bessere Korrelation zur GFR
  •  Die Bestimmung von Cystatin C im Serum zeigt gegenüber der Kreatinin-Bestimmung neben der höheren Sensitivität auch eine höhere Spezifität und daher eine bessere diagnostische Efflzienz

                                Sensitivität                  Spezifität            Diagn.Efflzienz
Cystatin C                  71,4%                          95,1%                85,4%
Kreatinin                    52,4%                          91,8%                75,3%

Die Bestimmung von Cystatin C im Serum empfiehlt sich daher zur Erfassung einer eingeschränkten glomerulären Filtrationsrate bei:

  • akuten und chronischen Nierenerkrankungen
  • Hämodialyse, Nierentransplantation
  • Potentiell nierentoxischer Medikation
  • Erkrankungen mit möglicher Nierenbeteiligung (Diabetes mellitus), Autoimmunerkrankungen)
  • Screening auf Nierenerkrankungen

Probenmaterial: 0,5 ml Serum


Abrechnung:
EBM 32463 Quantitative Bestimmung von Cystatin C bei einer GFR von 40 bis 80 ml/(Minute/1,73 m2) (berechnet nach der MDRD-Formel), sowie in begründeten Einzelfällen bei Sammelschwierigkeiten 9,70 €
GOÄ A3754 11.66 €