Holo-Transcobalamin (Holo-TC)

Nachweis eines metabolischen VB12-Mangels

Vitamin B12 ist ein essentieller Co-Faktor im mitochondrialen Citratzyklus und damit eine Schlüsselsubstanz für Energiestoffwechsel, Hämsynthese; Nukleinsäure-Synthese und Aminosäurestoffwechsel. Bei intrazellulärem Cobalamin-mangel kommt es u.a. zur Störung der Methylierung von Homocystein zu Methionin und in der Folge zum Anstieg von Methylmalonsäure (MMA) und von Homocystein im Blutplasma. Klinisch tritt der VB12 -Mangel meist in Form hämatologischer und neuropsychiatrischer Erkrankungen in Erscheinung. Symptome treten dabei sehr häufig schon vor dem Unterschreiten der unteren VB12-Referenzbereichs-grenze auf. Die makrozytäre Anämie gilt als Spätmani-festation eines VB12-Mangels.

Der Komplex aus Nahrungs-VB12 und Intrinsic Factor (IF) wird im terminalen Ileum aufgenommen und in den Enterozyten auf das Transportprotein Transcobalamin II (TC) übertragen und von hier in die Blutbahn freigesetzt. Der im Blut zirkulierende VB12-TC-Komplex – auch als Holotranscobalamin (Holo-TC) bezeichnet - stellt die biologisch aktive Fraktion des VB12 dar (biol. HWZ 1-2h). Sie macht etwa 10-30% des Gesamt-VB12 aus. Das Haptocorrin-gebundene Vitamin B12 (70-90% des VB12-Pools, biol. HWZ 9d) dient in erster Linie dem Rücktransport von überschüssigem Vitamin B12 zur Leber und ist nicht direkt für die zelluläre Aufnahme verfügbar.

Deshalb kann trotz normaler Gesamt-VB12-Konzentrationen bereits ein zellulärer Mangel vorliegen, insbesondere wenn die Messwerte in der unteren Hälfte des Referenzbereichs < 540 pg/ml liegen. Deshalb ist es sinnvoll VB12-Mangelzustände gemäß folgender Stufendiagnostik unter Einsatz des jetzt neu verfügbaren Biomarkers Holo-TC abzuklären:

Risikopopulationen mit hoher Frequenz eines Vitamin-B12 -Mangels, sollten regelmäßig (alle 2 bis 3 Jahre) getestet werden, hierzu gehören (Herrmann: Dtsch Arztebl 2008; (40)):

  • Personen mit vegetarischer oder veganer Diät
  • Neugeborene und gestillte Kleinkinder von sich vegetarisch ernährenden Müttern
  • Personen mit makrozytärer Anämie
  • Ältere Menschen (perniziöse Anämie, Achlorhydrie, Malabsorption (Magen-/Darm-Operationen, chronisch atrophischer Corpus-Gastritis, H. pylori, bakterielle Überwucherung des Darmes, Alkohol)
  • Personen mit M. Crohn u. Erkrankungen des terminalen Ileums, Lymphome des Ileums, Ileumresektion
  • Personen mit chron. Alkoholismus oder dauerhafter Medikation mit Protonenpumpen-Hemmer, H2 –Rez.antagonisten,
  • Personen mit neurodegenerativen und -psychiatrischen Erkrankungen Neuropathien, Demenz, M. Alzheimer, kognitive Störungen, Schizophrenie
  • Aids-assoziierte Myelopathie infolge abnormaler Vitamin-B 12 -abhängige Transmethylierung

Wichtige Laborparameter in diesem Zusammenhang:

  • Basis bei Anämie oder auffälliger Neurologie: Großes BB, LDH, Ferritin, VB12
  • Wenn VB12 < 540 pg/ml oder Klinischer Verdacht: Holo-TC, Homocystein, Metyhlmalonsäure i.S
  • Chron.atr. Gastritis, Perniziosa: AK gegen Parietalzellen und AK gegen Intrinsic-Faktor
  • Zöliakie: Transglutaminase-IgA- und IgG-Antikörper sowie IgG-Ak gegen deaminierte Gliadine